Die ehemalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, Mitglied des Kompetenzteams von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, hat vergangenen Montag am Würzburger Stadtstrand eine klare Position bezogen: Gleiche Rechte für alle und die Ergänzung des Artikel 3 Grundgesetz, dass niemand wegen seiner sexuellen Identität benachteiligt oder bevorzugt werden darf.
Bei lockerer und gemütlicher Atmosphäre sprach Zypries mit interessierten homosexuellen wie auch heterosexuellen Besucherinnen und Besuchern. Die Würzburger SPD-Bundestagskandidatin Homaira Mansury, die sich für die Rechte Homosexueller stark macht, begrüßte Zypries zu Beginn der Veranstaltung mit einer Einführung in dieses Thema. "Mir ist bewusst, dass dies von manchen Menschen als unbedeutendes Nischenthema bewertet wird, andere sehen wesentliche Werte gefährdet. Ich sage, wir reden von einem Menschenrecht, das selbstverständlich sein sollte."
Zypries, die aus ihrer Zeit als Bundesjustizministerin berichtete, stellte klar, dass mit der SPD vieles im Hinblick auf Antidiskriminierung und Gleichstellung während der rot-grünen Koalition passiert ist. In ihrer Amtszeit wurde das Antidiskriminierungsgesetz (AGG) auf den Weg gebracht. Auch weiterhin unterstütze sie die Forderung des Lesben- und Schwulenverbandes, Artikel 3 des Grundgesetzes zu ergänzen. „Niemand darf wegen seiner sexuellen Identität benachteiligt oder bevorzugt werden“, sagte Zypries. Ebenso sprach sie sich für die Erweiterung des Adoptionsrechtes für homosexuelle Paare aus. Zurzeit kann eine homosexuelle Person ein Kind adoptieren, der Partner kann das Kind ebenso adoptieren, jedoch ist eine gemeinsame Adoption nicht erlaubt. Diese paradoxe Situation müsse sich ändern, erklärte Zypries.
Eine Untersuchung von Akten verschiedener Jugendämter habe ergeben, dass Kinder in homosexuellen Ehen nicht schlechter aufwachsen. „Natürlich wachsen sie nicht schlechter auf, denn egal wo Kinder aufwachsen, geht es darum, dass sie geliebt werden und eine zuverlässige erwachsene Bezugsperson haben“, sagte Zypries den Zuhörern am Stadtstrand. Außerdem habe die Untersuchung ergeben, dass Kinder aus homosexuellen Ehen einen überproportional höheren Bildungsabschluss erreichten.
Das Bundesverfassungsgericht habe entschieden, dass die momentane rechtliche Lage nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist. „Doch die Union ist nicht bereit, einen Schritt vorwärts zu gehen.“ Beim Thema der steuerlichen Gleichstellung habe die Koalition zwar klein beigegeben, doch das Thema Öffnung der Ehe sei nicht vom Tisch. „Bei den Christopher Street Days ist die Debatte um die Öffnung der Ehe stark. Wir als SPD sagen JA dazu“, erklärte Brigitte Zypries. Doch das könne auch zu Diskussionen führen, wie im Falle von Frankreich. „Deshalb ist es ebenso wichtig, die Situation in der Gesellschaft zu diskutieren und eine gesellschaftliche Akzeptanz zu verfolgen. Die Debatte nur auf der juristischen Seite zu führen, wäre zu einseitig“, betonte Zypries.
Im Hinblick auf die gesellschaftliche Situation erklärte sie, dass auch über Ängste gesprochen werden müsse. So hätten viele junge Menschen Schwierigkeiten sich zu outen. Viele Eltern, deren Kinder homosexuell seien, würden sich Gedanken machen, ob sie jemals Enkelkinder haben würden. „Diese Ängste und Bedenken müssen ernst genommen werden. Die Menschen müssen aufeinander zu gehen und sich nicht schuldig fühlen, denn nur so können wir die gesellschaftliche Akzeptanz von Homosexualität und Bewusstseinswandel erreichen“, sagte Homaira Mansury während der Gesprächsrunde mit Zypries und den Gästen. Die Würzburger Bundestagskandidatin sprach sich deswegen vor allem für mehr Unterstützung und aufsuchende Beratungsangebote für Jugendliche und Eltern zu diesem Thema aus. Die Würzburg SPD fordert ebenso die Erleichterung des Coming-Out für Jugendliche.
Der Abend endete mit regen und durchaus auch kontroversen Diskussionen vor der Kulisse des Käppele und des Mains.