„Wir sind bunt, wir sind eine freiheitsliebende Stadt, hier kann man sicher leben.“
Diesen klaren Worten des Würzburger Oberbürgermeisters Georg Rosenthal folgte zustimmender Applaus auf dem Unteren Markt. Am nasskalten Abend des 23. Januar waren gut 1000 Menschen aus und um Würzburg der Aufforderung des Bündnisses „Würzburg ist Bunt!“ gefolgt und kamen in der Innenstadt zu einer Kundgebung und einem Marsch bis zur Stephanskirche am Wilhelm- Schwinn- Platz zusammen.
Die WürzburgSPD hatte Ende 2011 das erfolgreiche Bündnis aus über 50 Partnern vor Ort (politische, gewerkschaftliche, kulturelle, religiöse und Bildungsorganisationen) wieder ins Leben gerufen, um ein Zeichen zu setzen: nicht nur aufgrund der erschütternden Nachrichten der vergangenen Monate zur „Zwickauer Zelle“ oder den so genannten „Döner - Morden“. Der Oberbürgermeister sprach aus, dass intolerantes, ausgrenzendes bis hin zu rechtem Gedankengut längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei: „Einer Studie zufolge hält mittlerweile jeder Dritte Deutschland für überfremdet.“ Dies seien Signale, so Rosenthal, welche die Demokratie in unserem Land bedrohten. Auch Würzburg müsse „aufstehen und zeigen“, dass derartiges Denken keinen Platz in unserer Stadt habe.
Die Organisationsleitung des Tages übernahm mit Dekanin Dr. Edda Weise das Evangelisch- Lutherische Dekanat. Dr. Weise bekannte sich in ihrer Ansprache zu einer Gesellschaft der Toleranz und gegen Hassu und forderte, dass die Mordserie, bei der acht Türken und ein Grieche getötet wurden, aufgeklärt werden müsse.
Josef Schuster, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, klagte an, dass staatliche Organe vor dem „braunen Terror“ viel zu oft die Augen verschlossen haben. Schuster rief alle Mitglieder der Gesellschaft dazu auf, sich nicht zurückzulehnen, solange es Menschen gibt, die aufgrund ihrer Herkunft oder Kultur diskriminiert werden. Besonders gelte dies, „solange die NPD und ihre Organisationen ihre unheilvolle Ideologie verbreiten dürfen.“
Während politische und gesellschaftliche Vereinigungen, darunter auch viele Angehörige der WürzburgSPD und der Jusos, aber auch viele Privatpersonen mit Kerzen durch die Straßen zogen, wurde es ungewöhnlich still um die Menschenmenge herum. Passanten blieben stehen und beobachteten den Lichtermarsch. Botschaften auf großen Bannern waren über den Köpfen der Demonstrierenden zu lesen: „Liebe für alle! Hass für keinen!“
Burkhard Hose von der Katholischen Hochschulgemeinde und Tariq Karim Arif von der Ahmadiyya- Gemeinde sprachen auf dem Platz vor der Stephanskirche. Der muslimische Vertreter setzte sich ein für Toleranz und Weltfrieden und wünschte den Anwesenden einen besonderen und besinnlichen Abend. Pfarrer Burkhard Hose ging über die Symbolik des Demo- Tages hinaus und fragte in die Menschenmenge hinein, was jede einzelne Person in den eigenen Alltag übernehmen könne: „Zivilcourage fängt nicht unter Gleichgesinnten an, sondern erst dann an, wenn ich als Einzelner am Stammtisch sitze und die Parolen nicht mehr kommentarlos hinnehme.“ Immer wieder mahnte Hose den Sprachgebrauch in Gesellschaft und Politik, auf der Straße an. Zum Abschluss des beeindruckenden Demo- Tages hielt Markus Müller von der Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus einen Vortrag über die Möglichkeiten der Prävention und Bekämpfung rechtsextremistischer Tendenzen unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Rudolf- Alexander- Schröder- Haus.
(Text: H. Mansury; Foto: G.Wagenbrenner)