Rotes Kalenderblatt: Vor 225 Jahren - 26. August 1789 Verkündung der Menschen - und Bürgerrechte in Frankreich

25. August 2014

Die Französische Revolution war gewissermaßen die Geburtsstunde der Frauenfrage in Europa. Ausgelöst wurden die ersten Debatten über die Stellung der Frau durch die Verkündung der Menschen- und Bürgerrechte im August 1789. Diese Rechte sollten als verpflichtendes Prinzip jeder zukünftigen Staats- und Gesellschaftsordnung zugrunde liegen. Die oberste Richtlinie lautete: “Die Menschen sind frei und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten“.

Sehr schnell stellte sich jedoch heraus, dass mit „Mensch“ genau genommen nur „Mann“ gemeint war. Obwohl die Frauen nicht unwesentlich zum Gelingen der Revolution beigetragen hatten, hielt „Mann“ sie für zu unreif, um selbst über sich und ihre Angelegenheiten entscheiden zu können oder um gar am öffentlichen Leben teilzunehmen. Jeder Analphabet schien geeignet, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und zumindest phasenweise die politischen Geschicke des Landes mitzubestimmen, während eine Frau – mochte sie noch so gebildet sein, allein aufgrund ihres Geschlechts für alles einen Vormund und Fürsprecher brauchte.

Die Erkenntnis, dass die Revolution für Frauen keine Gleichheit und keine Freiheit brachte, bewog einen Teil der politisch interessierten und informierten Frauen dazu, sich in Clubs und Zirkeln zusammen zu schließen, um für die Menschenrechte der Frau zu kämpfen. Die Antwort auf die Frauenfrage war die Frauenbewegung. Die französischen Behörden reagierten scharf – glaubte sie das Vaterland in Gefahr? 1793 verbot das Parlament jedenfalls alle politischen Vereinigungen von Frauen, Olympe de Gouges und zahlreiche andere Feministinnen büßten ihr Engagement noch im selben Jahr auf dem Schafott.

Teilen