Rotes Kalenderblatt 21. Juni 1749

21. Juni 2019

Maria Renata Singer wird als letzte „Hexe“ im Fürstbistum Würzburg hingerichtet.

Im Fürstbistum Würzburg wurden „Hexen“ besonders intensiv verfolgt. Im Gegensatz zu benachbarten Herrschaftsgebieten wie z.B. dem Kurfürstentum Mainz, immerhin auch ein geistliches Fürstentum, gingen die Verfolgungen vielfach von der Obrigkeit aus oder wurden von ihr zumindest nachhaltig unterstützt. Anders als im Kurfürstentum Mainz deutet die vermehrte Anklage von Männern im Fürstbistum Würzburg auch nicht auf das Ende einer Prozesswelle hin. Männer, selbst Priester gehörten in Würzburg zu Opfern.

Die „Hexen“jagd verlief im Fürstbistum Würzburg wie üblich in Wellen: Anfangsverdacht, Verhör, erste Anklagen, Denunziationen unter Folter oder Androhung von Folter, weitere Verhaftungen, Verurteilung, „Brände“. Irgendwann war der Elan der Verfolger dann erschöpft, die Jagd endete ebenso plötzlich wie sie begonnen hatte.

Unter Julius Echter und seinem Neffen Philipp von Ehrenberg lassen sich besonders viele Verurteilungen von „Hexen“ und „Hexern“ nachweisen. Ihren Höhepunkt erreichte die Verfolgungswell zwischen 1626 und 1630. Der 30-jährige Krieg stoppt den Verfolgungswahn im großen Stil. Der Glaube an „Hexen“, ihre Fähigkeit zu Schadenszauber und ihren dämonischen Einfluss blieb allerdings lebendig.

Massenverfolgungen gab es in der Folgezeit nicht mehr, aber immer wieder noch Einzelprozesse. Die letzte „Hexe“ wurde in Deutschland 1755 verurteilt.

Renata Maria Singer war das letzte Opfer im Fürstbistum. Fast 50 Jahre lang lebte sie anerkannt und respektiert im Kloster Unterzell, bevor sie der Hexerei beschuldigt und angeklagt wurde.

Ihr Prozess fand, wie ursprünglich üblich, zunächst vor einem kirchlichen Gericht statt, anschließend folgte der weltliche Prozess. Obwohl „Hexen“ zur Läuterung ihrer Seele eigentlich verbrannt werden mussten, begnadigte das Gericht Maria Renata Singer zum Tod durch das Schwert. Am 21. Juni 1749 wurde sie enthauptet.

Renate Singer

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