Rotes Kalenderblatt: 1.6.1919 Todestag Hedwig Dohms

01. Juni 2014

Hedwig Dohm 20.09.1831 – 01.06.1919

Hedwig Dohm gehört zu den weniger bekannten Frauenrechtlerinnen des 19. Jahrhunderts. Dabei sind ihre Ansichten und Forderungen überraschend modern und aktuell. Darüber hinaus entwickelte sie schon früh eineTheorie des Feminismus, die heute breit diskutiert wird und in Deutschland und Europa (theoretisch) Grundlage politischen Handelns ist: Geschlechterspezifisches Verhalten, so ihre These, ist nicht biologisch bestimmt, sondern kulturell geprägt und damit veränderbar. (Heute heißt das in Kurzform gender).

Konkret fordert sie gleiche Bildung und Ausbildung für Jungen und Mädchen, um Frauen den Zugang zu qualifizierten Berufen zu öffnen. Die Berufstätigkeit von Frauen war nach ihrer Ansicht die notwendige Voraussetzung für die ökonomische Selbständigkeit und die wiederum unabdingbar bei der Entscheidung für oder gegen eine Ehe. Keine Frau sollte zwangsläufig im „Ehegefängnis“ enden, nur um ihren Lebensunterhalt zu sichern, sondern sich dank ökonomischer Unabhängigkeit für eine gleichberechtigte Partnerschaft entscheiden können.

Mutterliebe hielt sie nicht für einen natürlichen Instinkt, sondern für ein anerzogenes Rollenklischee (Sie selbst war Mutter von 4 Kindern). Somit sah sie auch kein Problem, wenn Mütter weiterhin Berufstätigkeit waren, um ihre ökonomische Selbständigkeit zu behalten. Hausarbeit und Kinderbetreuung konnten nach ihrer Meinung Institutionen übernehmen.

Diese Ansichten waren ebenso radikal wie ungewöhnlich für ihre Zeit und stießen auf heftige Kritik. Die bürgerliche Frauenbewegung agierte sehr viel angepasster. Die Gegenreaktion von Männern entlarvte Hedwig Dohm humorvoll, aber deutlich als Verteidigung von Machtansprüchen.

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