Gerda Laufer (03.01.1910 – 24.11.1999) wurde 1995 von der Stadt Würzburg mit der Ehrenbürgerwürde geehrt. Die seit 1819 verliehene Auszeichnung wurde und wird in Würzburg nur äußerst selten vergeben (bislang nur 37 Mal). Gerda Laufer gehört zu den wenigen, die für würdig befunden wurden. Sie ist bislang das einzige SPD-Mitglied unter den EhrenbürgerInnen der Stadt.
Gerda Laufer stammte aus kleinen Verhältnissen. Das hat sie trotz ihrer beeindruckenden politischen Karriere nie vergessen. Das Wohl der „kleinen Leute“ war ihr ein zentrales Anliegen.
Ihre Eltern führten eine Gastwirtschaft im Mainviertel. Hier lebten Arbeiter, kleine Angestellte und Mainfischer – sie kannte das Leben der „kleinen Leute“ also aus eigener Erfahrung.
Ihr Vater, ein Sozialdemokrat, zeigte außergewöhnlichen Weitblick für die Zeit und schickte seine 3 Töchter nach der Volksschule nicht „in Stellung“. Er wollte eine möglichst gute Ausbildung für seine Töchter.
1927 starb der Vater, Gerda musste wie ihre Schwestern die weiterführende Schule abbrechen und sich eine Anstellung suchen, um zum Familienunterhalt beizutragen.
Nach einer kurzen kaufmännischen Ausbildung arbeitete Gerda zunächst als Verkäuferin, stieg dann zur Kassiererin und schließlich zur Einkäuferin auf.
1929 trat sie in die SPD und die Gewerkschaft ein. Ein mutiger Schritt für eine junge Frau im konservativ geprägten Würzburg.
Während der Nazi-Diktatur konnte sich Gerda Laufer nicht offen politisch oder gewerkschaftlich betätigen, aber die jetzt von der Mutter geführte Gastwirtschaft entwickelt sich rasch zum Treffpunkt von Nazi-Gegnern. Gerda wird von der Gestapo bespitzelt, sie muss sich mehrfach bei der Gestapo melden, es kommt zu Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen.
Nach der Befreiung unterstützt Gerda mit großem persönlichem Einsatz den Wiederaufbau der unterfränkischen SPD und geht zusammen mit anderen Genossinnen und Genossen zügig daran, auch die AWO wieder aufzubauen.
Weil sie politisch unbelastet ist, wird sie 1945 von der amerikanischen Besatzungsmacht in den Stadtbeirat berufen. Sie kümmert sich um Kriegsheimkehrer und Kriegsbeschädigte, ist Anlaufstelle für Bombengeschädigte und Evakuierte, die dringend Wohnraum brauchen, hat ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen. Sie hilft, wo sie kann.
Bei den ersten demokratischen Nachkriegswahlen zum Würzburger Stadtrat 1946 wird sie über alle Parteigrenzen hinweg zur Stadträtin gewählt. 1954 kandidiert sie erfolgreich für den bayerischen Landtag. Sie blieb 20 Jahre lang Landtagsabgeordnete. 1956 schied sie aus dem Stadtrat aus, kandidierte aber wieder 1972. Sie erhielt damals die meisten Stimmen, die SPD kam auf 20 Sitze.
Ihr politisches Engagement galt vor allem den Bereichen Soziales, Kultur und Bildung. Dabei setzte sie nicht nur auf Hilfe und Unterstützung vom Staat, sondern forderte auch bürgerschaftliches Engagement.
Sie selbst ging mit gutem Beispiel voran. So arbeitete sie z.B. 20 Jahre lang als Geschäftsführerin der AWO und war lange Jahre Vorsitzende der Gesellschaft für politische Bildung, die 1965 eine Heimvolkshochschule gründete, um das politische Engagement der Zivilgesellschaft zu fördern und auf eine solide Grundlage zu stellen. Aus dieser Heimvolkshochschule hat sich die heutige Akademie Frankenwarte entwickelt.
„Neben“ Mandat und Ehrenamt zog Gerda Laufer noch zwei Kinder groß. Oft hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie ihrer Mutterrolle nach eigener Einschätzung nicht immer gerecht wurde.
Ihr Einsatz und ihre Arbeit wurden auch offiziell mehrfach anerkannt und gewürdigt. Gerda Laufer war Trägerin des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse und des Bayerischen Verdienstordens, sie erhielt die Bayerische Verfassungsmedaille in Gold sowie den Ehrenring der Stadt Würzburg, 1995 wurde sie Ehrenbürgerin der Stadt Würzburg. Die Bayern-SPD ehrte sie mit ihrer höchsten Auszeichnung, der Georg-von-Vollmar-Medaille.
Text: Dr. Dorothee Klinksiek
Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gerda_Laufer.jpg