Das allgegenwärtige Smartphone und die Realität

30. Juni 2023

Ausstellung noch bis 24. August im Hannsheinz-Bauer-Haus zu sehen

„SmartPhoniker“ – so hat der Fotograf Wolf-Dietrich Weissbach seine Serie vor allem von Schwarz-Weiß-Bildern betitelt, die alle eines gemeinsam haben: sie zeigen Menschen in Alltagssituationen, die ihr Smartphone benutzen. Am vergangenen Samstag hat Weissbach seine Bilder auf Einladung der SPD im Hannsheinz-Bauer-Haus in der Semmelstraße vorgestellt. Dort können die Werke des Fotografen, der sich nach eigener Aussage nicht als Künstler bezeichnen möchte, in den nächsten Wochen bis zum 24. august jeweils Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr auch besichtigt werden.

In ihren einleitenden Worten zur Vernissage haben sowohl Freya Altenhöner und Alexander Kolbow von der WürzburgSPD wie auch der Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib als Vertreter der LandkreisSPD die Vielseitigkeit des Schaffens von Wolf-Dietrich Weissbach gewürdigt. Die Bezirksrätin Eva Maria Linsenbreder rief den Gästen der Vernissage hierzu die Worte in Erinnerung, mit denen der Journalist Eberhard Schellenberger 2019 die Arbeit Weissbachs gewürdigt hat, als diesem der Kulturpreis des Bezirks Unterfranken verliehen wurde.

Volkmar Halbleib, Eva Maria Linsenbreder, Wolf-Dietrich-Weissbach, Freya Altenhöner und Alexander Kolbow vor einem Teil der ausgestellten Fotografien (Foto: Max Dörflein)
Volkmar Halbleib, Eva Maria Linsenbreder, Wolf-Dietrich-Weissbach, Freya Altenhöner und Alexander Kolbow vor einem Teil der ausgestellten Fotografien (Foto: Max Dörflein)

Die Vertreter*innen der SPD aus der Region mussten selbst zugeben, wie das Smartphone auch ihr Leben manchmal bestimmt. „Es ist das letzte, was ich sehe, bevor ich mich schlafen lege, und das erste, was ich am Morgen höre, wenn der Wecker meines Smartphones klingelt“, meinte die Vorsitzende der WürzburgSPD, Freya Altenhöner. Ihr Kollege auf der Landkreisseite, Volkmar Halbleib, erzählte, wie er und ein Landtagskollege kürzlich bei einem Besuch des Kissinger Sommers festgestellt hätten, dass sie beide ihre Smartphones daheim vergessen hätten. „Ich muss gestehen, dass wir kurzzeitig ziemlich unruhig waren, aber am Ende konnten wir den Abend trotzdem genießen“, so Halbleib. Alexander Kolbow, der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, hob den Unterschied hervor zwischen dem allgegenwärtigen Fotografieren mit dem Smartphone und dem Werk eines Fotografen wie Wolf-Dietrich Weissbach, der die allermeisten Fotos der Ausstellung mit einer analogen Kamera aufgenommen hatte: „Wir produzieren ununterbrochen Bilder, aber sie haben einen anderen Wert als die hier ausgestellten Bilder. Wolf-Dietrich Weissbach hat es gelernt, mit Licht zu malen.“

„Meine Befürchtung ist, dass wir unser menschliches Leben schlicht über den Haufen werfen“, erläuterte Wolf-Dietrich Weissbach seine Motivation für seine Serie von „StreetFotografien“. Das Label des Technikfeindes lehne er für sich ab, aber man müsse sich die Konsequenzen dessen klarmachen, wenn wir ständig nur auf unsere Smartphones starrten, so der Fotograf. „Durch das Smartphone verlieren wir unsere Synchronisierung mit der Welt. Es vermittelt uns eine andere Realität, die unseren Weltbezug immer wieder unterbricht. Die Folge ist, dass wir unsere Welt nicht mehr verstehen. Unsere Raum-Zeit-Kontinuität wird willkürlich unterbrachen und wir machen uns – lapidar gesagt dumm. Wir überantworten uns der Technik, ohne uns klar zu machen, was die Technik mit uns macht.“ Bevor die Gäste die Fotografien Weissbachs dann genauer studieren konnten, würdigte Volkmar Halbleib die gedankliche Tiefe der Ausführungen Weissbachs: „Er ist nicht nur Fotograf und – für meine Begriffe – Künstler, sondern er gibt uns auch wichtige Denkanstöße, was gerade uns hier in diesem Haus und als politisch Engagierten gut ansteht.“

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