AsF kritisiert: Bayern wieder einmal Schlusslicht!

17. November 2014

Jede dritte Frau in Deutschland hat Gewalt schon am eigenen Leib erfahren. Gewalt gegen Frauen ist kein Einzelphänomen, Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache. Wir brauchen eine Kultur des Hinsehens, mehr Hilfsangebote, vor allem im ländlichen Raum und mehr Frauenhäuser. Das finanzstarke, wirtschaftlich gut aufgestellte Bayern stellt für Opfer häuslicher Gewalt gerade mal 38 Frauenhäuser mit 340 Plätzen zur Verfügung. Bayern ist damit Schlusslicht unter den großen Flächenstaaten. In Unterfranken gibt es 4 Frauenhäuser mit insgesamt 34 Plätzen. Obwohl sich Studien zufolge nur etwa 3% der von Gewalt betroffenen Frauen überhaupt an ein Frauenhaus oder eine andere Hilfseinrichtung wenden, mussten allein die unterfränkischen Frauenhäuser im vergangenen Jahr 470 Frauen und ihre Kinder ab- oder weiterverweisen. Barrierefrei ist keines der Frauenhäuser. Die meisten Frauen brauchen lange, bis sie sich entschließen, Zuflucht im Frauenhaus zu suchen. Gerade für einkommensschwache Frauen, die im Verwandten- und Bekanntenkreis keine Hilfe finden, ist das Frauenhaus oft der letzte Ausweg – und dann stehen sie vor verschlossenen Türen.

Die Finanzierung durch den Freistaat Bayern ist mehr als unzureichend. Gerade mal 93.000€ fließen pro Jahr - für alle 38 bayerischen Frauenhäuser. Der Zuschuss wurde zum letzten Mal 2009 angepasst. Zusätzlich geben die Gebietskörperschaften (Landkreise und kreisfreie Städte) Zuschüsse. Den nicht unbeträchtlichen Rest muss der Träger des Frauenhauses aufbringen. Hinzu kommen Spenden und Bußgelder. Der Bund fühlt sich für die Problematik nicht zuständig, das Land verweist auf die Kommunen, die Kommunen erbringen mit der Unterstützung von Frauenhäusern streng genommen eine freiwillige Leistung. Freiwillige Leistungen sind abhängig von der Kassenlage und vom politischen Willen. Wir brauchen eine verlässliche Finanzierung, die sich am tatsächlichen Bedarf orientiert, für alle Frauenhäuser in Deutschland und einheitliche Mindeststandards für Ausstattung und vor allem für den Personalschlüssel. Solche Standards zusammen mit Fachleuten zu entwickeln, muss Aufgabe des Bundes sein. Die Länder dürfen die Kommunen, die ohnehin schon, gerade im Sozialbereich vieles schultern müssen, nicht länger allein lassen. Gewalt gegen Frauen geht uns alle an.

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