In Schweinfurt wurde wegen der Eingemeindung von Oberndorf deutlich später gewählt als in Würzburg. Insgesamt kandidierten zur Stadtratswahl für die 30 Mandate 6 Frauen – eine Kommunistin und 5 Sozialdemokratinnen. Die Bürgerlich-Konservativen schickten keine Frau ins Rennen.
Gewählt wurde nur Anna Weichsel. Sie blieb bis 1933 die einzige Stadträtin in Schweinfurt.
Anna Weichsel, geb. Raab
24.10. 1877 (Oberlauringen) – 03.02.1952 (Schweinfurt)
Arbeits- und Heiratsmöglichkeiten waren im Heimatort von Anna nur gering, deshalb zog sie nach Scheinfurt. Hier arbeitete sie als Schäftemacherin und lernte Ihren späteren Ehemann Franz Weichsel kennen. Die beiden heirateten 1898. Wie ihr Mann engagierte sich Anna Weichsel in der Gewerkschaft und in der SPD. „Nebenbei“ zog sie 6 Kinder groß.
Im Stadtrat fielen „Familie und Jugend“ in ihren Zuständigkeitsbereich. Auch wenn dies klassische Politikfelder für Frauen sind, so waren sie doch nicht unwichtig oder gar unpolitisch- gerade in der Nachkriegszeit und während der Inflationszeiten, die so typisch für die Weimarer Republik waren. Es gab damals keine soziale Absicherung für Familien wie wir sie heute kennen, jede Verbesserung ihrer Situation war ein wichtiger Schritt hin zu einer menschlicheren Gesellschaft. Im März 1933 musste Anna Weichsel ihr Amt aufgeben. Frauen, die politisch arbeiteten entsprachen nicht dem propagierten Frauenbild und passten nicht ins Weltbild der neuen Machthaber. Als SPD-Politikerin grundsätzlich verdächtig, wurde Anna Weichsel mehrfach verhaftet und unter Polizeiaufsicht gestellt. Nach dem Krieg kandidierte Anna Weichsel nicht mehr für ein politisches Amt.